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Höhenwetterkarten

 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bodenwetterkarten entstehen in der Weise, dass man an jeder Wetterstation den auf Meereshöhe reduzierten Luftdruck einträgt. Die Luftdruckangaben beziehen sich also auf  eine Einheitshöhe, in diesem Fall auf Null Meter oder was dasselbe bedeutet wie auf "Normal Null" (NN). Orte mit gleichem Luftdruck werden dann durch Linien, die Isobaren, miteinander verbunden.

Im Gegensatz dazu ist bei Höhenwetterkarten die Bezugsgröße nicht eine Einheitshöhe, sondern hier werden unterschiedliche Höhen erfasst, die den gleichen Luftdruck aufweisen. So kann beispielsweise ein Luftdruck von 500 HPa zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten in einer Höhe von 5500 m, aber auch in 5800 m oder 5300 m vorliegen. Die nachfolgende Abbildung, die freundlicherweise von Herrn Forkel (http://www.m-forkel.de) zur Verfügung gestellt wird, veranschaulicht den Zusammenhang von Luftdruck und Höhe. Man erkennt, dass h1 einen geringeren Abstand zur Erdoberfläche besitzt als h2, beide besitzen jedoch den gleichen Luftdruck.

Während Bodenwetterkarten zweidimensional dargestellt werden, also in Länge und Breite, kommt bei Höhenwetterkarten die Höhe als dritte Dimension hinzu. Orte in der Atmosphäre, die den gleichen Luftdruck besitzen, werden analog zu den Isobaren mit Linien verbunden, den Isohypsen. Sie verbinden also Orte derjenigen Höhenschicht, die den gleichen Luftdruck aufweisen. Die nachstehende Satellitenaufnahme mit den eingezeichneten Isohypsen verdeutlicht nochmals die Zusammenhänge: Beispielsweise betrachten wir die 584 HPa-Isohypse, die am linken Bildrand etwa in halber Höhe beginnt und in Richtung Bildmitte verläuft, um dann senkrecht nach unten (nach Süden) abzuknicken, das Tief (573 hPa) zu umlaufen und anschließend am unteren Bildrand nach rechts (nach Osten) sich weiter fortsetzt.

Alle Orte der Atmosphäre, die auf dieser Isohypse liegen, weisen einen Luftdruck von 500 hPa auf. Was bedeutet nun aber die Zahl 584? Sie gibt die Höhe über dem Erdboden an und zwar in geopotentiellen Dekametern (gpdm), wobei 1 gpdm annähernd 10 m entspricht. Die Zahl 584 bedeutet also eine Höhe von 5840 m Höhe über dem Erdboden bzw. über der Meeresoberfläche.

Um es nochmals zu verdeutlichen: Alle atmosphärischen Orte in obiger Karte haben den gleichen Luftdruck von 500 hPa, aber sie können unterschiedliche Höhen über dem Boden haben, alle Orte auf der Isohypse 576 haben einen Bodenabstand von 5760 m, alle Orte auf der Isohypse 524 sind 5240 m hoch und so weiter.

Eine besondere Bedeutung kommt der Isohypse 552 zu, sie ist in allen 500 hPa - Karten deutlich hervorgehoben. Sie trennt wärmere von kälteren Luftströmungen. Dies erkennt man in obiger Karte an den Farben: Die Tiefs sind grünlich oder blau, die Hochs gelblich bis bräunlich eingefärbt. An der neben der Karte angeordneten Temperaturskala lassen sich die entsprechenden Temperaturen ablesen.

Aus dieser Karte lassen sich weitere Daten entnehmen, nämlich Luft- und Taupunkttemperatur, Höhe, Windrichtung und Windgeschwindigkeit. Bei der Höhenangabe ist dabei zu beachten, dass sie in gpdm angegeben ist und die Tausenderstelle weggelassen wird.  Nachfolgend die Einheiten:

Windrichtung, aus der er weht (0-360°)   Windgeschwindigkeit (Knoten)    Lufttemperatur (°C)   Druckhöhe (gpdm/NN)  Taupunkttemperatur (°C)

Aus der Meldung am linken Bildrand in Höhe der Bildmitte können beispielsweise folgende Informationen herausgelesen werden: Es herrscht eine Temperatur von -7° C, die Taupunkttemperatur beträgt -25° C, der Ort der Messung ist 5980 m hoch, der Wind weht mit 5 Knoten aus westlicher Richtung.

Natürlich fragt man sich, wie diese Daten ermittelt werden können. Weltweit lassen etwa 500 Wetterstationen um Mitternacht Weltzeit (UTC) und jeweils 12 Stunden später Ballons mit Radiosonden bis in etwa 25 bis 30 km Höhe aufsteigen, die dann die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und den Luftdruck über Funk an die Bodenstationen senden. Die Bahnen der Ballons werden mit Radar verfolgt, so dass auch die Richtung und Geschwindigkeit der Höhenwinde bestimmt werden können. Die Höhe schließlich lässt sich bei der Datenauswertung mittels der Höhenformel berechnen.

Höhenformel

h  = Höhe über Normalnull in Metern      ph  = Druck in der Höhe h in hPa

Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Berechnung nicht der aktuelle atmosphärische Zustand zugrunde liegt, sondern von einer mittleren Atmosphäre ausgegangen wird. Es kann also zu Abweichungen kommen.

Der 500 hPa-Fläche kommt  eine besondere Bedeutung zu, da sie die Atmosphäre, von der Masse her betrachtet, in zwei Hälften teilt d.h. sie hat jeweils eine Hälfte der Atmosphärenmasse über sich und unter sich. Nach der Standardatmosphäre liegt sie 5600 m hoch, die aktuelle Höhe schwankt jedoch zwischen 4900 m und bis zu 6000 m.
 
Was ist die Ursache solch erheblicher Schwankungen?
 
Aus der obersten Abbildung dieses Beitrags kann man erkennen, dass das 500 hPa-Niveau dann niedriger liegt (h1), wenn sich darunter kalte Luft befindet. Diese hat eine höhere Dichte und deshalb ist bei einem gegebenen Volumeninhalt  mit gleicher Grundfläche die Ausdehnung nach oben niedriger als dies bei wärmerer Luft der Fall ist. Weil unter (h2) die Luft warm ist, hat sie eine geringere Dichte als unter (h1) und benötigt bei gleicher Grundfläche ein größeres Volumen d.h. die vertikale Ausdehnung ist größer als bei (h1).
Neben der 500 hPa - Fläche werden zweimal täglich aus den Aufstiegen der Wetterballons um Null Uhr und 12 Uhr UTC die Höhen der 850-, 700-, 300-, 200- und 100 hPa - Hauptdruckflächen berechnet, kartenmäßig erfasst und ausgewertet. Sie entsprechen mittleren Höhen von 1,5; 3; 9, 12 und 16 km.
 
Welche Aussagen kann der Hobbymeteorologe nun für die Vorhersage des Wetters am Boden aus den Karten entnehmen?
 
Ein Blick auf die 500 HPa - Karte oben zeigt, dass die Windrichtung parallel zu den Isohypsen verläuft, da keine Bodenreibung vorhanden ist. Ähnlich wie auf der Erdoberfläche ist die Windgeschwindigkeit hoch, wenn der Abstand zwischen den Isohypsen gering ist und umgekehrt. Weiter oben erwähnte ich bereits die 552 HPa - Isohypse, sie trennt bekanntlich wärmere von kälteren Luftströmungen. Aus den polaren Hochdruckgebieten fließt Luft in Richtung Äquator bis weit in die gemäßigten Breiten, andererseits strömt Luft aus den Subtropen polwärts in die gemäßigten Breiten hinein. Dort wo sie aufeinander treffen, treten starke horizontale Temperaturgegensätze auf, es entsteht die Polarfront, die auch als Frontalzone bezeichnet wird. An ihr bilden sich die von West nach Ost wandernden Tiefdruckgebiete der gemäßigten Breiten, die durch ihre Strömungssysteme auf der Vorderseite warme Luft nach Norden und auf der Rückseite kalte Luft nach Süden lenken. Auf diese Weise sorgen sie für einen Ausgleich der vorhandenen Temperaturgegensätze. Um also die Polarfront auf der 500 HPa - Karte zu finden, sucht man nach Bereichen mit großen Temperaturgegensätzen. Zusätzlich vergleicht man in  einer weiteren Höhenwetterkarte, nämlich der 300 HPa - Karte, die entsprechende geographische Gegend (in etwa 9000 m Höhe). Herrschen dort hohe Windgeschwindigkeiten (größer als etwa 60 bis 70 Knoten ≈ 111 bis 130 km/h)*), kann man davon ausgehen, dass es sich bei dem Bereich mit den großen Temperaturgegensätzen um die Frontalzone handelt.
*) 1 Knoten entspricht 1.853 km/h
 
Die Polarfront ist also gekennzeichnet durch starke Temperaturgegensätze und mit der Höhe zunehmenden Windgeschwindigkeiten. Diese von West nach Ost wehenden Strömungen erreichen in Höhen von etwa 9 km 150 bis 200 Knoten (≈ 280 bis 370 km/h), manchmal sogar bis zu 300 Knoten (≈ 555 km/h) und sind einige hundert km breit. Sie werden als Jetstream  oder  Strahlstrom bezeichnet und können zuweilen die ganze Erde umlaufen. Die Frontalzone ist jedoch niemals ein gleichmäßiges Windband, das breitenkreisparallel verläuft. Vielmehr ist sie infolge thermischer  Unregelmäßigkeiten instabil, was zu mehr oder weniger großen wellenförmigen Ausbuchtungen führt. In Anlehnung an Flusswindungen spricht man deshalb von mäanderförmigen Ausbuchtungen. Die auf diese Weise gebildete Luftmassengrenze zwischen warmer Subtropen- und kalter Polarluft wird Rossby - Welle genannt. Sie kann bis zu 10.000 km Länge erreichen. Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht diese Entwicklung.
 

 

Mäandriert nun die Polarfront stark, dann haben die nach Norden weisenden großen Schlingen, die Höhenrücken  sowie die Ausbuchtungen nach Süden, die Höhentröge, nur eine geringe West - Ost - Verlagerung, man spricht dann von einer meridionalen Wetterlage. Verläuft sie verhältnismäßig glatt entlang den Breitenkreisen, dann verlagert sie sich sehr schnell von West nach Ost, dabei handelt es sich um eine zonale Wetterlage.

Durch Messungen in unterschiedlichen Höhen hat man herausgefunden, dass sich die Tiefdruckgebiete mit der Höhenströmung verlagern d.h. von der Höhenströmung gesteuert werden. Dabei ist ihre Geschwindigkeit etwa halb so hoch wie die Windgeschwindigkeit in etwa 5000 m Höhe. Weiterhin sind Höhenrücken und Höhentröge von zentraler Bedeutung für das Wettergeschehen am Boden. Im Bereich der Höhenrücken strömt Luft ein, die nur nach unten ausweichen kann. Infolgedessen stellt sich am Boden Druckanstieg mit Erwärmung der Luft und Wolkenauflösung ein. Im Bereich der Höhentröge strömt Luft nach oben, dabei kühlt sie sich ab und es kommt zur Abkühlung mit Wolkenbildung und möglichen Niederschlägen.

An drei Beispielen will ich die Bedeutung der zonalen bzw. der meridionalen Wetterlagen nochmals erläutern:

  • Bei zonaler Wetterlage werden vom Atlantik in ununterbrochener Folge Tiefdruckgebiete mit feuchter Meeresluft in Richtung Mitteleuropa gesteuert. Sie bewirken hier im Sommer kühle, im Winter relativ milde Witterungslagen, insgesamt ist das Wetter wechselhaft.

  • Bei meridionaler Wetterlage können Höhenrücken oder Höhentröge längere Zeit über Mitteleuropa liegen. Liegt beispielsweise im Sommer mehrere Tage oder gar Wochen ein Höhenrücken über Europa, dann haben wir trockenes und warmes Wetter, so geschehen im Sommer 2003, da die vom Atlantik heranziehenden Tiefs nach Norden abgelenkt werden.

  • Im Winter hingegen ist er die Ursache für eine kalte Witterung. Ein Höhentrog im Sommer bewirkt eine weitgehend kühle und regenreiche Witterung mit eingelagerten häufigen Gewittern, im Winter ist die Witterung dann ebenfalls niederschlagsreich, aber relativ mild.

Abschließend deshalb mein Rat an den Leser dieser Zeilen: Wollen Sie das Wetter für Ihren Wohnort anhand von Wetterkarten selber vorhersagen, dann sehen Sie nach, ob Sie sich im Bereich eines Höhenrückens oder eines Höhentroges befinden und vergleichen Sie  die Bodenwetterkarten für Mitteleuropa mit den Höhenwetterkarten. Weiterhin sollten sie Ihr Augenmerk darauf richten, ob wir eine zonale oder meridionale Wetterlage zu diesem Zeitpunkt haben.

 

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                                                                                                                                                                                    Last update: 13.05.2017 18:04


Counterstart 14.12.2006